Sonntag, 22. Juli 2012

Weg mit den Ketten

Eigentlich wolten wir heute nach Köneürgenc um dort eine Ausgrabungsstätte an zu sehen. Jedoch geht es Petra seit gestern nicht so gut. Der Magen verkrampft sich und sie hat Fieber. So beschließen wir direkt nach Dashagouz zu fahren, so dass Petra sich etwas erholen kann. Jonas und Mustafa sind bis jetzt verschont geblieben. Sicherlich hat uns der echte Männer-Grillteller in der Jurte abgehärtet :-)

Die Grenze in Dashagouz sieht modern aus. In einem weitumzäunten Gelände steht ein neues Gebäude. Natascha grinst und meint, dass der Präsident vor kurzem die Grenze besucht hat und deshalb die Straße und das ganze Zollgelände renoviert wurden.

Wir verabschieden uns von Natascha. Sie hat das wirklich sehr gut gemacht, hat uns viel über Land und Leute erzählt und für Jonas war es eine schöne Abwechslung hinten eine Freundin zum Spielen zu haben. Natascha hat auch den unbequemen Sitz und die Video- und Hörbuchorgien von Jonas gut überstanden. J

Grenze:
Ein riesen Zaun versperrt den Menschen den Zutritt, aber wir als einzige Touris dürfen sofort auf das Gelände. Drinnen nimmt sich gleich ein netter Beamter uns an und versucht alles schnell zu erledigen. Wir freuen uns zu erst, dass wir nicht wie das einheimische Fußvolk ewig warten müssen. Natürlich wird auch hier noch einmal alles von der Einreise nachgerechnet, ja es wird sogar per Handy ein Kollege angerufen, ihm die Zahlen durchgegeben und ihn nach seiner Meinung gefragt. Alles OK.
Wir bekommen alle Unterlagen zurück, sollen nur noch zum Zöllner und das Carnet abstempeln lassen. Da stellt sich heraus, dass der freundliche Beamte keine Ahnung hatte und die Bearbeitung jetzt erst richtig beginnt. Aber alles wird relativ zügig gemacht. Wir müssen uns mit zwei weiteren Beamten vor unser Auto stellen und der Zöllner nimmt uns samt Auto per Video auf. Unglaublich, wir müssen uns das Lachen verkneifen. Wir fahren auf die Grube. Die Kontrolle ist absolut im Rahmen und der Zöllner sehr nett.
Usbekistan:
Jetzt sind wir auf die Usbeken gespannt. Hier steht nur ein Soldat in Kampfmontur. Wir fahren durch ein Desinfektionsbecken mit brauner Brühe und stehen vor einem verschlossenen Eisentor. Erst müssen die Formalitäten erledigt werden, dann wird das Tor zur Einfahrt auf das Zollgelände erlaubt. Übrigens sind wir das einzige Fahrzeug an der Grenze.
Die Beamten sind sehr freundlich, wir füllen für jeden von uns 2x einen umfangreichen Bogen aus. Mustafa muss mit dem Carnet in ein anderes Gebäude. Der Beamte sagt, dass alles eingetragen werden müsse. Er holt einen Ordner heraus und zerrt alte Carnet Dokumente eines Engländers hervor. Jetzt ist er glücklich, jetzt hat er eine Vorlage zum Ausfüllen meiner Unterlagen. Gemeinsam schaffen wir es dann auch, alle Felder auszufüllen. Er blättert das Carnet durch und sieht, dass die Turkmenen Ein- und Ausreise verwechselt haben. Er holt seine Kollegen herbei um ihnen den Fehler der Nachbarn zu zeigen. Grinsend und stolz zeigt er mir, dass er es ja richtig hinbekommen hat. Er ist glücklich und wir erst recht.
Wir fühlen uns schon bei der Usbekischen Grenze absolut entspannt. Diese „gefühlten“ Ketten aus Turkmenistan können wir endlich wieder ablegen. Die Menschen in Turkmenistan sind unglaublich freundlich. Jedoch geben die riesengroße Polizeipräsenz und die strikten Auflagen einem Reisenden ein beklemmendes Gefühl. Sonst wären wir sicher länger geblieben.

Devil‘s hole – der Feuerkrater

Die Straße von Asgabat Richtung Norden zum Feuerkrater ist schon viel besser. So können wir auch die schöne Wüstenlandschaft bewundern.
Ein Kamel sucht Wasser. Das weisse ist Salz.
Salzsee in der Wüste.
Mit Schilfbarrieren versuchen sie den Sand zu festigen und die Straße vor dem Versanden zu bewahren.
In der Nähe von Darvaza, einem Ort den es nicht mehr gibt, schlagen wir in der Wüste unser Nachtquartier vor einer Jurte auf.
Was ist denn das für ein kaputtes Moped?
Es wurde gerade eine Ziege geschlachtet. Die hängt an einem hohen Pfahl, wo sie von einer älteren Dame langsam zerteilt wird. Jonas schaut interessiert zu, zum Graus von Petra.
Gerade geschlachtet wird es schnell zerteilt und anschließend auch unter der Familie verteilt.

Jonas und Bakha grillen dann das frische Fleisch in der Jurte. Nach dieser Aktion riecht auch Jonas wie eine alte verräucherte Jurte ;-)
Bakha und Jonas die zwei Grillmeister in der Jurte.
Wo bleiben die leckeren Spiese?
In der Dunkelheit geht es dann los. Bakha fährt uns mit seinem 4x4 durch die Sanddünen hoch zum Feuerkrater. Seine Lichter haben die Leuchtkraft von zwei romantischen Kerzen und seine Augen sind vom Grillen ganz rot. Aber er versichert uns, dass er die Piste auswendig kennt. Inshallah! Wir wollten das unserem Pemujo nicht antun. Wir glauben auch, dass wir für die Sandpiste zu schwer gewesen wären.
Ein unglaublicher Anblick mitten in der Wüste. Genial!
Oben erwartet uns dann wirklich ein ganzbesonderes Spektakel. Ein riesiges rundes Kraterloch worin Feuer lodert. Drumherum die absolute Stille der Wüste und eine rabenschwarze Nacht. Wir erklimmen bei völliger Dunkelheit einen kleinen Hügel.
Wir genießen das Spektakel von einem Hügel aus.
Aus sicherer Entfernung haben wir einen sagenhaften Blick auf den Feuerkrater. Immer wenn der Wind dreht können wir die enorme Hitze spüren. Ewig hätten wir dort sitzen können. Bakha zeigt Mustafa sichere Stellen um so nah wie möglich an den Kraterrand zu gelangen.
Ist das heiß hier, aber der Blick direkt in den Krater lohnt sich.
Es ist einfach nur der Hammer. Glücklich aber schwitzend schlafen wir diese Nacht in der Wüste. Übrigens, Natascha hat sich ein kleines Zelt mitgebracht. Keine Sorge J

Jonas hilft Natascha beim Zeltaufbau. Ein echter Gentleman.
Und die Wüste lebt!
In der Nacht haben wir auch Erdmännchen, Springmäuse und viele Echsen gesehen.

Asgabat – die prunkvolle Hauptstadt

Der Gegensatz zum Rest des Landes könnte nicht extremer sein. Natascha erklärt uns, dass die ganzen Gebäude mit Carrara Marmor verkleidet sind. Die Straßen sind drei und vierspurig. An manchen Ampeln sind in alle Richtungen Großleinwände aufgestellt, die von den guten Taten des Präsidenten oder den Errungenschaften der Turkmenen farbenfroh berichten.

Wir erfahren, dass das Land nur zu wenigen Staaten gute wirtschaftliche Beziehungen pflegt. Mit der Türkei hatte man viele Jahre sehr gute Beziehungen, die aber anscheinend immer mehr erschwert werden. Trotzdem gibt es hier ein großes modernes Kaufhaus der türkischen Kette Yimpas (Natürlich besuchen wir das und genießen das leckere türkische Essen im Restaurant). Die Handelsbeziehungen werden vor allem mit Nordkorea, China und natürlich Russland gepflegt. Turkmenistan, wie auch die anderen –STAN Länder hatten zur Sowjetunion gehört bis sie in den frühen 90er Jahren ihre Unabhängigkeit erklärten.  Ihr habt sicher Verständnis, dass ich auf die detaillierte Geschichte des Landes jetzt hier nicht eingehen möchte.

Es ist eine sehr moderne Großstadt, mit vielen Parks, Denkmälern und tollen Grünflächen. Durch die breiten Promenaden wirkt die Millionen Stadt sehr großzugig. Nachts werden an den unzähligen Brunnen Farbenspiele veranstaltet und die mehrspurigen Straßen von modernen Kehrmaschinen mit reichlich Wasser gereinigt.



All dies im nicht so reichen und wüstenhaften Turkmenistan. Da würde es Diskussionsbedarf geben. Aber wir wollen unsere Reisebegleitung nicht in Schwierigkeiten bringen. Wir merken schnell wo die Grenzen bei ihr erreicht sind.

Tanken in Turkmenistan:
Der Spritpreis ist auch hier staatlich festgelegt. Er beträgt zu unserer Freude ca. 0,15€ / Liter. Wir fahren zu einer Tankstelle, die nach Nataschas Erkundigungen Diesel haben soll. Als wir zu einer Zapfsäule fahren wollen gibt es einen lauten Knall. Wir haben mit unserer Dachbox einen Teil der Blechverkleidung des zu niedrigen Daches zerstört. Zum Glück ist der Schaden am Auto sehr gering. Nach schweren Verhandlungen und mehreren Dollar ist wieder alles gut! Aber wer baut auch schon so niedrige Tankstellen??? Und das aller Beste ist noch, dass diese Tanke gar kein Diesel hat.

Ein echter Blechschaden :-)
Wir bekommen noch unseren Diesel bei einer Tanke der Stadtbusse. Wir erfahren, dass die PKWs fast ausschließlich mit Benzin oder LPG Gas fahren.

Merv - einst Metropole im Orient

Das 20 km entfernte Merv ist ein 6 x 7 km großes Gelände, wo viele alte Bauwerke und ein Teil der Stadtmauer die Ausmaße und die Pracht dieser frühen Stadt erahnen lassen. Merv war im Mittelalter neben Bagdad die wichtigste Stadt im Orient.
Petra vor dem tollen Sultan Sanjar Mausoleum.
Großes Mädchenschloß.

Auch Einheimische schauen sich die Ruinen an oder beten im Mausoleum. Immer wieder streifen Kamelherden durch das Gelände. Das macht die Vorstellung von der alten Seidenstraße fast perfekt.
Immer wieder Kamele... puhhh die stinken aber.
Die Kleidung der Turkmeninnen unterscheidet sich völlig von den Iranerinnen. Die Damen sind bunt mit langen luftigen Kleidern bekleidet, tragen goldene oder bunte Kopftücher. Wenn die älteren Damen uns anlachen, dann geht die Sonne auf. Ähhh, ich meine dann kommen die vielen goldenen Zähne gut zur Geltung. Natascha erklärt uns, dass eigentlich nur die verheirateten Frauen vorne Goldzähne haben. Dies sei ein Schweigevorhang der Ehe. Aber damit soll auch gezeigt werden, dass man sich goldene Zähne leisten kann.
Die Menschen sind unglaublich freundlich und freuen sich über Besucher.
Wir sind von der freundlichen und herzlichen Art der Menschen begeistert. Ohne Berührungsängste kommen sie strahlend zu uns, stellen die üblichen Fragen und freuen sich, wenn wir ein Foto von Ihnen machen.
Petra mitten drin, Mustafa übersetzt und alle haben Spass.
Heute geht‘s noch ins 364 km entfernte Asgabat. Zum Teil wieder auf der gleichen Straße wie am Vortag. Aber eigentlich ist das egal, denn die Straße danach ist noch schlechter. Erst kurz vor Asgabat verwandelt sich die Piste wie durch Zauberei in eine zweispurige glatte Autobahn.

„Ja“ meint Natascha, „in Asgabat werdet ihr Augen machen!“ Und sie sollte Recht behalten!

Turkmenistan Einreise

Wir verlassen den Iran über eine schmale und gut bewachte Brücke nach Turkmenistan. Ungefähr 1,5 km fahren wir an einem hohen Stacheldrahtzaun entlang bis wir an einem kleinen Platz stehen. Er ist ganz und gar nicht modern wie die iranische Seite, dafür von großen kantigen Soldaten bewacht. Diese weisen uns gleich einen Parkplatz vor einem kleinen leicht verfallenen Gebäude zu. Obwohl sie türkisch verstehen und Mustafa versucht freundlich sie zu Grüßen, erhalten wir nur eiskalte Blicke zurück.
Wir begleiten die Soldaten in das kleine Gebäude, wo wir mit ein paar LKW Fahrern warten müssen. Irgendwie herrscht gedrückte Stimmung. Jeder hat wohl Angst, dass er durch eine unachtsame Bemerkung seine ungehinderte Einreise gefährden könnte.
Schnell spricht sich herum, dass Touristen mit einem Auto hier sind. Schon kommt ein Herr mit weißem Dr. Mantel und bittet uns als einzige in ein super kleines Zimmer. Außen an der Tür steht: „Quarantäne“. Ohhhje denken wir nur, aber die Sorge war umsonst. Der Herr schaut nur kurz unsere Pässe an und meint jetzt sollen wir die Zollgebühren in einem anderen Gebäude entrichten.
Die jungen Soldaten sind überfordert und haben keine Ahnung was jetzt geschehen soll. Einer meint nur auf Türkisch, dass wir ja gar kein gültiges Visum haben. Was, wieee!? Er zeigt auf die Eintragung für die Visagültigkeit. 7.7. – 14.7.2012. Und? Er meint, dass aber der 14.7. schon vorbei ist. Ok, es ist sehr heiß und den ganzen Tag in voller Kampfuniform hinterlässt halt seine Spuren. Das bekommen wir schnell geklärt, heute ist der 10.7.12. Im Nebenraum entdecken wir unsere Reisebegleitung für Turkmenistan, Natascha.
Gemeinsam laufen wir die verschiedenen Minibüros ab. Leider darf man nicht fotografieren oder gar filmen. Man kann es kaum beschreiben. Es sitzen immer ca. 4-6 Männer in einem kahlen Raum von ca. 6 m². Der Erste nimmt was auf, überlegt und berechnet es mehrmals, fragt und tut. Er berechnet genau die Kilometer unserer Route durch Turkmenistan. Mal händisch dann mit Taschenrechner etc. Dann berechnet er die Kosten für unseren Pickup. Er schaut ihn kurz an und meint, die Berechnungstabelle können wir vergessen, er stuft ihn als Minibus bis 10 Tonnen ein. Widerspruch zwecklos. Dann gibt er die Dokumente dem Nächsten. Dieser trägt alles wieder in ein großes Buch ein und natürlich kontrolliert er was der Erste gemacht und gerechnet hat. Der Beamte, der das Carnet abstempelt, gibt sich ganz cool und haut aber den Einreisestempel bei Ausreise rein. Mustafas Bemühungen und Erklärungen helfen nichts. Er ist der Polizist, er weiß was er tut und der Stempel gehört dahin. Wenn das mal bei der Ausreise keine Probleme gibt.

Nach ca. 3 Stunde in der Hitze haben wir den Papierkram geschafft. Jetzt heißt es zum Zoll, = die Soldaten. Mustafa muss in ein mini Häuschen bei einer Grube. Im Haus liegen große muskulöse Soldaten auf Betten, lesen was und hören Radio. Die prüfe alle Dokumente und meinen freundlich, dass Mustafa im Auto warte soll bis er aufgerufen wird. Nur wenige Minuten später fährt Mustafa mit Pemujo Richtung Grube, jedoch muss er nicht drauf. Die Soldaten sind auf einmal super freundlich. Schauen mal kurz ins Fahrerhaus, stellen ein paar Fragen und dann wollen sie natürlich die Kabine sehen. Selbstverständlich, aber nur wenn die Springerstiefel ausgezogen werden, schließlich ist das ja unser Haus. Ohne Murren ziehen 1,2,3,… 8 Soldaten ihre polierten Stiefel draußen aus und kommen herein. Sie sind begeistert und wollen alles sehen, aber nur aus Neugierde. Noch schnell ein kleines Westandenken, Mustafas gebrauchter Deoroller, und wir haben alle Stempel.

Jetzt laden wir um und versuchen für Natascha neben Jonas Platz zu machen. Wir haben extra einen Notsitz hinten eingebaut gelassen. Aber wie man auf den Fotos evtl. sehen kann, haben wir nur einen „Eineinhalbkabiner“ Pickup und Natascha ist etwas großgewachsen. Die Arme zwängt sich ohne Murren zu Jonas hinein, und los geht`s.
Natascha macht es sich hinten bequem.
Wir sind schon spät dran und wollen noch ins 167 km entfernte Mary fahren. Normal kein Problem. Was wir vorher nicht wussten ist der miserable Straßenzustand. Wow, fast die komplette Strecke besteht nur aus Schlaglöchern. Mustafa ist die nächsten 6 Stunden hochkonzentriert und fixiert, wie hypnotisiert, immer die nächsten Meter auf dem Asphalt. Wir denken ständig, dass uns gleich etwas am Fahrwerk bricht. Diese Sorge haben aber die einheimischen Fahrer anscheinend nicht. Mit einem Affenzahn fliegen sie förmlich über die Straße. Natascha meint, dass ihr Taxifahrer heute Morgen mit einem 5er BMW über 140 km/h auf dieser Piste gefahren ist. Kein Wunder, dass immer wieder ein Auto mit Platten oder gebrochenen Federn am Straßenrand steht.

Als wir ankommen sind wir total kaputt und beschließen das historische Merv erst am nächsten Tag zu besichtigen. Wir stellen fest, dass unser zweit Geldbeutel verschwunden ist. Darin waren doch etliche Devisen und vor allem Glücksbringer von Petra und Jonas. Sehr schade, jetzt müssen die anderen Schutzengel etc. doppelt so gut auf uns aufpassen. Wir denken, dass wir ihn im Grenzchaos liegen lassen haben. Was anderes können wir uns fast nicht vorstellen. Gerade zum Trotz stoßen wir mit leckerem russischen Bier im Hotel an und freuen uns auf die nächsten Tage.

Warum Reiseleiter?
Die Einreisebestimmungen für Turkmenistan sind etwas schwierig. Man benötigt eine Einladung aus dem Land, muss genau die Route angeben und man benötigt einen örtlichen Reiseleiter. Das alles haben wir in Deutschland über ein Reisebüro in Berlin organisiert. Herr Hasse von Haase Touristik kennt sich in der Region gut aus und hat die erforderlichen Kontakte in die Länder um alles zu organisieren. Das Wort Kontrolle steht bei der Regierung weit oben. Deshalb muss man sich öfters zwischen den Orten und jeweils im Hotel registrieren.
So kam es, dass Natascha, die im Übrigen sehr gut deutsch spricht, uns durch Turkmenistan begleitet.

Samstag, 21. Juli 2012

Grenzabenteuer Iran - Turkmenistan

Die iranische Grenze bei Sarakhs hätten wir fast nicht gefunden. Wir dachten, dass das nur ein LKW Parkplatz ist. Ein kleines Tor, wo eine kleine Schlange LKWs wartet, ein kleines Häuschen und dahinter ein großer verstaubter Platz.
Und wo bitte ist die Grenze? Ah, gleich vorne links durch das Tor!


Die freundlichen LKW Fahrer, auch aus der Türkei, winken uns herbei und zeigen uns die Einfahrt auf das Zollgelände. Ein freundlicher Polizist schickt uns in ein Häuschen, wo irgendetwas eingetragen, gestempelt etc. wird. Die einzigen Fragen beziehen sich rein aus Neugier auf Pemujos Kennwerte wie Preis, PS, Diesel oder Benziner, Marke… Danach suchen wir unseren Weg durch die LKWs zum eigentlichen Zollhaus. Dort ist wenig los. In dem modernen Gebäude geht es recht gemütlich zu. Kein Vergleich zu Bazargan bei der Einreise. Eine sehr nette Zöllnerin, die auch super englisch spricht, schaut die Dokumente durch, wirft einen kurzen Blick ins Auto, stempelt alles und schickt uns zum Zollbeamten.

Dieser fragt uns irritiert, ob wir ein- oder ausreisen. Wir verstehen ihn zuerst nicht. Natürlich Ausreisen was für eine Frage. Er fragt wiederum, wo wir denn eingereist sind, denn er findet keinen Einreisestempel. Tatsächlich, in Bazargan haben die Helden, trotz oder evtl. wegen dem ganzen Zirkus keinen Einreisestempel in unsere Pässe gestempelt. Der Zöllner ruft den Leiter der Zollbehörde der leider kein Englisch und kein Türkisch spricht. Ein Soldat erklärt uns, dass wir 2 Stunden warten müssen, da jetzt in Bazargan angerufen und nachgefragt wird ob der Stempel vergessen wurde. Wir gedulden uns… natürlich nur ein paar Minuten bis wir dann persönlich mit dem Chef sprechen, die Zöllnerin aktivieren und vor allem den zuständigen Polizisten auf Türkisch nerven, dass er endlich dort anruft. Natürlich ist Bazargan keiner Schuld bewusst, wir wären einfach durchgefahren. Da haut‘s uns die Hutfeder raus. Im stillen Kämmerchen erklären wir ihm die Vorgänge in Bazargan. Der Polizist beschwört, dass keine Dollars je ein Kollege annehmen würde. Wir heben nur die Augenbraue und sagen ihm, dass wir auch sehr enttäuscht sind. Geld nehmen und Fehler machen, so dass arme Touristen in Schwierigkeiten kommen. Wir stellen uns direkt in das Büro des Polizisten und sagen ihm, dass wir hier warten werden bis alles geklärt ist. Das gefällt ihm natürlich nicht. Jetzt heißt es vom Oberchef, wir mögen doch BITTE 15 min platznehmen, sie suchen nach einer Lösung. Tatsächlich, der Polizist holt uns mit strahlendem Lächeln und meint: „Alles sieht gut, ich habe Teheran ein Fax geschickt und die geben grünes Licht! Ihr seht, die iranischen Polizisten sind sehr nett und hilfsbereit!“
Jetzt nur noch ein paar andere bürokratische Hürden und wir haben unseren Ausreisestempel. Nun werden wir bevorzugt behandelt und dürfen an allen LKWs vorbei. Wahrscheinlich durch die Aufregung lässt Mustafas Aufmerksamkeit einen kurzen Augenblick nach. Als er gerade millimeterweise an den LKWs vorbeizirkelt vergisst er, dass unsere Markise ja etwas raussteht. Mit dieser beschädigt er den Außenspiegel eines LKWS. Nach kurzer Diskussion einigt man sich auf 30$ Entschädigung.
Übrigens, kein Mensch hat nach einem iranischen Kennzeichen gefragt!
Das Ganze kostet uns viele Nerven, 30 U$ und 2,5 Stunden.

Wüste: Übernachtung in einer Karawanserei



Nomaden treiben ihre Kamelherden durch die staubtrockene Landschaft.
Von Mashad zur Turkmenischen Grenze in Sarakhs sind es ca. 180 km. Turkmenistan hat ziemlich strikte Einreisebestimmungen, dazu aber später mehr. Unsere späteste Einreise nach TM ist der 10.7. Damit wir so früh wie möglich und vor allem ohne großen Fahrstress an der Grenze sein können entscheiden wir uns bereits am 9.7. so nah wie möglich an die Grenze zu fahren. Wir hatten gelesen, dass ca. 60 km westlich der Grenze eine der größten und ursprünglichsten Karawanserei des Iran liegt. Das könnte doch ein guter Platz zum Campen sein!
Ab Mashad geht es aber nur durch Steppe und Wüste. Kaum noch Siedlungen oder gar Zivilisation.
Kaum ein Ort, nur eine Tankstelle mit Diesel bis zur 180 km entfernten Grenze.
Unsere Sorge, dass die Karavanserei nur eine verlassene Ruine in mitten der Wüste sein könnte steigt zunehmend. 6 km abseits der Hauptroute finden wir die Anlage. Ja tatsächlich, es ist nur eine ziemlich große kaputte Anlage. Zwar sehr schön und sehenswert, aber keine Zivilisation… bis auf ein paar Bauarbeiter und den „Museumswärter“. Dieser lebt hier mit seiner Familie. Wir werden freudig empfangen. Ein schattiger Platz direkt an der Lehmmauer der Anlage wird uns als Übernachtungsplatz angeboten.
Klasse Stellplatz und die ganze Karwansarei für uns alleine.
Es ist super ruhig und idyllisch aber es hat 44°C! Wir besichtigen erst einmal die interessante Anlage, es wird extra für uns aufgesperrt. Direkt am Eingang entdeckt Mustafa eine Steckdose. Die Rettung! Selbstverständlich dürfen wir uns hier an stöpseln, Wasser bekommen wir von der Zisterne und am Abend besucht uns der Wärter mit einem Teller voll frischer Minze aus seinem spärlichen Garten. Wir revanchieren uns mit leckerer Schoki für seine Kinder. Das kann er nicht auf sich sitzen lassen und lässt uns von seinem zehnjährigen Sohn frischen Ziegenjoghurt bringen. Hmmm, der ist ehrlich gesagt nicht ganz unser Geschmack, aber eine super liebe Geste von ihm.

Bei 45°C Aussentemperatur die perfekte Stärkung.

Der perfekte Stellplatz.
Bei Sonnenuntergang genießen wir ganz allein die Abgeschiedenheit in der Wüste, streunen durch die Ruine und schauen den Ziegenhirten bei der Arbeit zu.





Wer treibt denn die armen Ziegen so an?

Ah, der Hirte auf seinem Renn-Esel.

Mashad – die heilige Stadt der Schiiten

In Mashad, der zweitgrößten Stadt des Iran, machen wir es hunderten Iranern gleich. Wir campieren im Stadtcamping Park. Hunderte von Pilgern und Urlaubern haben in dem baumreichen Park ihre kleinen Zelte aufgeschlagen, einen Teppich auf dem Asphalt ausgebreitet und kochen auf einem kleinen Gaskocher.
Überall bunte Zelte. Und die haben nicht mal eine Isomatte.
Sie liegen einfach auf Teppichen und Decken direkt auf dem Asphalt. Nix für unsere alten Knochen.

Jonas hat neue "Freundinen" zum Federball spielen gefunden.

Unsere Camper - Nachbarn. Super freundlich und lieb!
Alle sind super freundlich zu uns und die Parkdirektion hat Sorge, dass uns die Einheimischen zu sehr auf den Leib rücken. Als wir ihm versichern, dass wir uns sehr herzlich aufgenommen fühlen, ist er beruhigt. Leider fühlt man sich im Park wie auf dem Triebwerktestgelände von Airbus. Im 1 km entfernten Flughafen starten ständig Flugzeuge mit einem ohrenbetäubenden Lärm und fliegen knapp über die Baumwipfel. Das Dröhnen bringt sogar unseren Pemujo zum Zittern.

Der Bazar, 30 m x 300 m, ist riesig. In dem Gewimmel müssen wir richtig aufpassen, dass wir uns nicht verlieren. Es werden vor allem kleine rote Beeren (Cranberrys), Safran und Lapislazulisteine angeboten.
Eingang zum großen Bazar in Mashad.

Menschenmassen drängen sich durch die schmalen Gassen im Bazar.
Wir müssen aufpassen, dass wir unseren Kleinen nicht verlieren.

Natürlich muss feste gefeilscht werden. Dauert ein bischen, macht aber Spass.
Die Pilger auf dem Weg zum Heiligtum, zu Fuß oder...
Die Stadt birgt das wichtigste Heiligtum der Schiiten im Iran. Deshalb sind die Frauen fast ausnahmslos mit dem schwarzen Schador bekleidet. Auch wir wollen das Allerheiligste besuchen und lassen uns einfach vom großen Pilgerstrom treiben. Und glaubt uns, es sind Menschenmassen.
...mit dem Auto. Vor allem am Abend geht nichts mehr!
Die goldenen Kuppeln der Moscheen sind schon von weitem gut sichtbar. Die ganzen Gebäude sehen wirklich sehr schön und beeindruckend aus. Das Innere des Pilgerortes ist für nicht Muslime gesperrt.
Die Besucher dürfen jedoch an einem bestimmten Eingangstor hinein und können sich dort auf Englisch informieren. Es ist strikt verboten Foto- und Videokameras mit hinein zu nehmen.  Das geht so weit, dass sogar Akkus, Handys und andere Elektronikartikel nicht mitgenommen werden dürfen.
Die Stimmung ist sehr friedlich und die Pilger reagieren Freundlich auf uns. Auf dem Eingangsplateau winkt eine Frau mit einem bunten Staubwedel vor Petra und sagt ihr, dass sie ohne Schador nicht weitergehen darf. Erst jetzt bemerken wir zahlreiche Aufpasserinnen und Aufpasser mit so einem bunten Staubwedel die penibel alle Damen ohne Schador zurück schicken. Selbst verständlich sind die angrenzenden Läden darauf eingestellt und verkaufen an jeder Ecke die schwarze Verhüllung mit verschiedenen Mustern (in schwarz). Wir verzichten auf die „Verkleidung“ und schauen uns das Ganze aus gebührendem Abstand an.
Schade, dass es den knallroten Saft bei uns zu Hause nicht gibt.
Inzwischen haben wir gelernt mit den hohen Temperaturen von gut über 43°C um zugehen. Wir trinken viel, versuchen erst gegen Abend unsere Exkursionen zu machen, denn dann hat es nur noch 38°C. Wir haben gehört, dass gerade eine besondere Hitzewelle Zentralasien röstet. Ja toll! Eine klasse Stärkung und Vitaminbombe ist frischer Granatapfelsaft. Jonas meint jedes Mal, "puhhh ist der bocke Sauer". Eisgekühlt schmeckt er echt lecker! Aber trotzdem schwitzen wir ohne Ende und sind schnell müde.

Wir versuchen dem Lärm der und der Hitze zu entgehen in dem wir in die nahegelegenen Berge westlich von Mashad fahren. Auf 1.700 m gibt es viele kleine Teehäuser entlang eines Baches, wo man unter schattigen Bäumen auf den traditionellen Liegen fläzen kann. Wir entspannen uns bei Tee und Wasserpfeife und beschließen hier zu campen.
Der perfekte Übernachtungplatz. Der Wasserpfeifenduft räuchert uns richtig ein ;-)

Schmeckt die lecker. Darauf habe ich mich schon lange gefreut.
Wie machst du das Mama. Einfach feste pusten... das kann ich auch!

Und wo sind bitte die Kamele?

Wir dachten das ist ein Scherz, aber tatsächlich laufen die Kamele frei herum.
Zwei große Wüsten dominieren den Iran. Zum einen die Wüste Kavier und zum anderen die Wüste Lut. Bereits Sven Hedin hatte die Wüsten durchquert und war von ihnen angetan.
Nachdem Jonas auch unbedingt mal ne Wüste sehen wollte, und er es bis zur Gobi nicht aushält, hat der Familienrat kurz beschlossen, eine Oase in der Wüste Kavier zu besuchen und dort zu übernachten.

Die Oase Farahzad liegt mitten in der Wüste. Hmmm, das hätte uns eigentlich vorher schon eine Warnung sein sollen, denn sonst macht eine Oase ja keinen Sinn ;-)
Hier hört sogar die Sandpiste auf. So weit das Auge reicht, Sand. Hier der Blick auf die Oase Fahrazad.

Die Anfahrt über Nain war sehr schön. Bereits Nain wär eigentlich einen längeren Aufenthalt wert gewesen. Nain ist im Prinzip das Tor in die Wüste. Die Häuser sind hier bereits aus Lehm erbaut um vor der großen Hitze, heute 41°C, Schutz zu bieten. Aber vor allem die schönen „Eishäuser“ mit ihren Windtürmen sind sehr sehenswert. Eine alte Burgruine thront über dem Ort.
Eishaus mit drei Windtürmen. Die Türme fangen den Wüstenwind ein, um damit das Innere zu kühlen.
Im Eishaus wird bis zum späten Frühjahr Eis gelagert.


Die Hauptstraße durch die Wüste ist gut asphaltiert, so dass man entspannt durch das Wüstenplateau fahren kann. Wir fahren zwischen 1.100 m und 1.450 m immer wieder bergauf und bergab, was bei ca. 45°C dem Motor schon zu schaffen macht.

Gute Strassen und kein Verkehr. Was will man mehr!?
Nach 240 km erreichen wir die Abzweigung bei Jandaq. Leider verwandelt sich der Asphalt in eine zum Teil üble Wellblechpiste. Die wird nur durch Sand und Baustellen unterbrochen. Die Baustellen sind tiefmatschig und mit tiefen Fahrrillen durchzogen, so dass wir sicherheitshalber den 4x4 einschalten.
Dank Allrad sind die Pisten und der Sand kein Problem.

Nach einer Stunde, für 40 km, erreichen wir die Oase. Ja, das was wir gehört haben passt: klein… sehr klein nur 3 Häuser, letzte Siedlung, die Straße endet vor einer Sanddüne, einsam und mitten in der Wüste.

Was für ein toller Übernachtungsplatz. Die Stille war uns schon fast unheimlich.
Dazu noch fast Vollmond... die Globetrotterromantik ist perfekt.


Ein paar Gehminuten von der Miniansiedlung entfernt ist eine grüne Oase, wo die Familie Gemüse anpflanzt.
Durch ein raffiniertes Bewässerungssystem ist auch der Anbau von Gemüse möglich.
Ein saftiggrüner Fleck mitten in dr Wüste.

Wir fragen, ob wir direkt neben dem Haupthaus parken dürfen. Mit den Worten: „Ihr seid herzlich willkommen“ werden wir freundlich empfangen.
Hurra, wir sind in der Wüste!
Wegen der sehr schlechten Straße, hatten wir es schon fast bereut planlos und frech in die Wüste zu fahren. Aber das tolle Panorama, gerade bei Sonnenuntergang und die freundlichen Menschen entschädigen die ruppige Straße um ein vielfaches.

Puhhh ist das heiss hier. Da geh ich lieber zurück zum kühlen Pemujo.
Zuerst bereuten wir fast die Fahrt in die heiße Wüste, aber es hat sich wirklich gelohnt.

Ein richtiger Glutofen und lebensfeindlich. Trotzdem ist die Landschaft wunderschön.
Wir fahren weiter gen Osten durch die Wüste, kommen an ausgetrockneten Seen vorbei wo das weiße Salz strahlt, in die große Oase Tabas. Der Ort hat eine tolle Moschee und einen sehenswerten Stadtpark.
Die schöne Moschee in Tabas. Die Anlage ist wie eine große Verkehrsinsel gebaut.



Wir beschließen die über 700 km nach Mashad durch zufahren damit wir dann wieder mehr Ruhetage haben. Wir sind begeistert von den unterschiedlichen rot und gelb Tönen der trockenen Landschaft.
Wir hätten auch nicht mit diesen hohen Pässen, bis zu 2.200 m, in der Wüste gerechnet. Die letzten 150 km gehen parallel zur Afghanischen Grenze nördlich nach Mashad. Hier werden wir an jedem Polizei Checkposten angehalten. Aber eigentlich nur aus Neugierde der Polizisten, die uns eine schöne Zeit wünschen.
Bei 47°C so ein Schild! Da suchst du wirklich die versteckte Kamera!

Jonas in der Wüste
Jonas hat's gemütlich
und immer Quatsch auf Lager.
Er ist von der Wüste begeistert. Bei der langen Fahrt stellt er jedoch nach einer gewissen Zeit fest, dass es ja „nur“ trockene Erde, Steine und Sand gibt. Zwischendurch entdeckt er kleine Kamelherden in der Ferne. Deshalb spielt er die überwiegende Zeit im Auto oder macht einfach nur Quatsch.
Erst auf den letzten besagten 45 km Piste, nimmt er sein Nackenhörnchen, macht die Augen zu und schnarcht. Trotz der Schlaglochpiste schläft er tief und fest. Wir bekommen ihn fast nicht mehr wach ;-)
Jonas hat richtig viel Spaß im riesen Sandkasten. Bei der kleinen Oase gibt es auch endlich eine Kamelherde die er ganz aus der Nähe beobachten kann. Das aller Beste ist, dass am Morgen die Kamele einfach aus dem Gehe raus gelassen werden und sie allein über die Sanddünen wandern. Jonas findet das cool.
Die Kamele werden am frühen Morgen vom Bauern in die Wüste getrieben.
Am Abend kommen sie von selbst zurück.